Der 1958 in Mailand geborene Luca Bigazzi erhält den mit 5.000 € dotierten Marburger Kamerapreis 2017. Bigazzi ist einer der gefragtesten und renommiertesten Kameramänner des italienischen Kinos. In der Begründung des Beirats heißt es zu dem einstimmigen Votum: „Unter den aktiven Kameraleuten des italienischen Films nimmt Luca Bigazzi eine herausragende Stellung ein. Seit über 30 Jahren hat er mit vielen wichtigen italienischen Regisseurinnen und Regisseuren wie Silvio Soldini, Gianni Amelio, Francesca Comencini und Paolo Sorrentino zusammengearbeitet und erheblich zur internationalen Renaissance des italienischen Kinos beigetragen. […] Bigazzi beherrscht eine breite Palette an Bildsprachen meisterhaft [und ist längst] selbst zu einem prägenden Akteur der italienischen und europäischen Filmgeschichte geworden, dem in den kommenden Jahren eine gewichtige Rolle bei der Herausbildung und Weiterentwicklung einer digitalen Bildsprache zuzutrauen ist.“
Bigazzis Weg zum Film führte über die Werbebranche, wo er 1977 als Regieassistent zu arbeiten begann. Seinen Einstieg als Kameramann hatte er mit dem minimalistischen Filmdebüt PAESAGGIO CON FIGURE (LANDSCAPES WITH FIGURES, 1983) des Regisseurs Silvio Soldini. In den folgenden Jahren widmete sich Bigazzi mehr und mehr dem Kino, fotografierte aber auch immer wieder Kurzfilme und Dokumentationen. Neben seiner fortwährenden Arbeit mit Soldini entwickelten sich im Lauf der Zeit zahlreiche weitere langjährige Partnerschaften mit renommierten italienischen Regisseurinnen und Regisseuren wie Gianni Amelio, Francesca Archibugi, Francesca Comencini, Carlo Mazzacurati, Michele Placido oder Paolo Sorrentino. Für den kürzlich verstorbenen, internatonal gefeierten Autorenfilmer Abbas Kiarostami fotografierte er 2010 den Film COPIA CONFORME (DIE LIEBESFÄLSCHER).
Bigazzis Filme wurden mehrfach für Ihre herausragende Bildgestaltung ausgezeichnet. So erhielt Bigazzi alleine siebenmal den wichtigsten italienischen Filmpreis David di Donatello (zuletzt in diesem Jahr für YOUTH [EWIGE JUGEND, 2015, Paolo Sorrentino]), für den er weitere zehnmal nominiert wurde. Auch weitere bedeutende italienische Auszeichungen wie das Silberne Band (Nastro d’argento) der Berufsvereinigung der italienischen Filmjournalisten, den Globo d’oro und den Ciak d’oro hat er wiederholt gewonnen.
Zu Bigazzis bekanntesten Filmen in Deutschland zählen LAMERICA (1994, Gianni Amelio), PANE E TULIPANI (BROT UND TULPEN, 2000, Silvio Soldini) und LA GRANDE BELLEZZA (DIE GROSSE SCHÖNHEIT, 2013, Paolo Sorrentino), der u.a. mit dem Oscar, dem Golden Globe und dem BAFTA Award in der Kategorie nicht englischsprachiger Film ausgezeichnet wurde.